Selbsthilfe und Hilfe durch Schreiben
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Cita
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So Mai 07, 2017 2:40 pm
Borderline (Emotional instabile Persönlichkeitsstörung) ist ein sehr komplexes Thema. Viele Stellen es auch mit dem "Ritzen" gleich, was allerdings nicht so einfach ist. Es gibt Borderliner, die sich nicht ritzen und Menschen, die sich ritzen ohne, dass eine Borderlinestörung vorliegt.
Nach dem ICD 10 gibt es neun Kriterien von denen mind. fünf erfüllt sein müssen um die Diagnose Borderline stellen zu können. Der Begriff Borderline heißt übersetzt Grenzline. (Zwischen Neurose und Psychose.) Borderliner sind für ihr Leben zwischen den Extremen bekannt. Dafür, dass sie oft Kontakte, Therapien, Ausbildungen oder Arbeiten kündigen oder abbrechen. Es ist eine Krankheit, die von vielen Gefühlsschwankungen geprägt ist.
Die meisten Menschen können nicht verstehen, wie sich ein Mensch selber Verletzungen und Schmerzen zufügen können. Wir werden für unsere Verletzungen und Narben oft verurteilt und verstecken sie. Reden kaum darüber. Tragen lange Ärmel etc. Ich selber weiß, dass ich es mir oft lange überlege, wenn ich mich verletzt habe, ob ich in die Notaufnahme fahre und es nähen lasse. Da die meisten Chirurgen keine Ahnung von der Erkrankung haben und wütend, verachtend oder genervt reagieren. Bitte lasst euch nicht davon abschrecken und eure Verletzungen versorgen, wenn es notwendig ist. Wehrt euch gegen die Chirurgen. Ich selber habe vor der Klinikleitung von dem letzten Chirurgen einen Brief zu schreiben, weil ich das, was er mir an den Kopf geknallt hat unmöglich fand. Als ich meiner Betreuerin erzählt habe, was der mir alles gesagt hat, ist sie fast ausgerastet. U.A. hat er mich mit dem Satz begrüßt: "Eigentlich rede ich ja mit LEUTEN WIE IHNEN gar nicht mehr." Am Ende meinte er noch, dass ich bloß nicht wieder in SEINE Klinik kommen soll. Wo ich nur meinte, dass ich dann nächstes Mal in ein anderes Krankenhaus gehe.

Die neun Kriterien für Borderline:

1. Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. (Die Fähigkeit, allein sein zu können, ist von der inneren Sicherheit abhängig. Gelingt es nicht, die nicht anwesenden Personen - im Herzen zu tragen - stellt sich ein Gefühl der Einsamkeit ein.)

2. Ein Muster instabiler, aber auch intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.

3. Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.

4. Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgaben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, "Fressanfälle" etc.)
(Impulse müssen kontrolliert und ggf. abgewehrt werden. Gelingt die Kontrolle nicht, dann können unnütze oder gar gefährliche Impulse nicht unterdrückt werden.)

5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten. (Die Vorstellung innere Spannung kann nur durch Suizid entgangen werden. SVV zum Spannungsabbau. Kann den Charakter einer Sucht bekommen. Stößt oft bei anderen auf Ablehnung. Betrofferer kann ein Schamgefühl entwickeln, was die Folge haben kann, dass die Konsequenzen verborgen werden. Die Verstärkung des Gefühls der Einsamkeit ist wiederum die Folge.)

6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung etwa hochgeradige episodische Dysphorie (Freudlosigkeit), Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern.

7. Chronisches Gefühl von Leere. (Die Erinnerung ruft auch die Emotionen zurück. Problematisch sind daher Erinnerungen, die mit negativen Gefühlen gekoppelt sind. Um sich davor zu schützen, schalten viele Betroffene die inneren Reize aus und werden damit umso abhängiger von äußeren Reizen.)

8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z.B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen)

9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder dissoziative Symptome. (Eine Wahrnehmung, bei der eine Vielzahl von Reizen der Umgebung in einer bestimmten Form auf die eigene Person bezogen werden. Bei dissoziativen Symptomen kann die Realitätskontrolle abhanden kommen.)

Weitere Symptome können sein:
- Essstörungen
- Gefühl innerer Hochspannung
- Unfähigkeit sich zu entspannen
- Gefühl den eigenen Körper als fremd und unwirklich zu erleben
- Angstzustände
- wiederkehrende depressive Verstimmungen
- Schuld-, Scham- und Ekelgefühle
- Unfähigkeit, der Situation angemessene Gefühle wahrzunehmen
- mangelndes Selbstwertgefühl
- Schwarz-Weiß-Denken
- Tendenz zu entwerten
- Pessimismus
- relativer sozialer Rückzug
- Abhängigkeit von wenigen sozialen Bezugspersonen
- fällt schwer angebotene Hilfe anzunehmen

Ressourcen:
Ein problematischer Hintergrund ist, dass die Schwäschen sehr viel mehr Beachtung finden und Stärken als viel selbstverständlicher gelten. Es ist ein besonderers Kennzeichen der Borderline Störung, dass diese Tendenz besonders ausgeprägt ist und die Stärken um Selbstbild ein Schattendasein führen.

Kommunikation mit Borderlinern:
Bei der Kommunikation mit Borderlinerpatienten hat sich sowohl für Therapeuten als auch für Bezugspersonen aus dem sozialen Umfeld die sogenannte SET- Kommunikation als hilfreich erwiesen. Danach sollen Kommunikationsprozesse mit Borderlinepersönlichkeiten durch die Botschaften Support (Unterstützung), Empathy (Mitgefühl) und Truth (Wahrheit) geprägt sein.

Auch wenn ich das Gefühl habe einen halben Roman hier rein geschrieben zu haben weiß ich aus eigener Erfahrung, dass es bei weitem noch nicht alles ist. Über Ergänzungen würde ich mich freuen. Ich beschäftige mich seit langem mit diesem Thema, da ich selber die Diagnose habe und jeden Tag damit am kämpfen bin. Ich weiß, dass auch noch so viel theoretisches Wissen darüber nicht immer hilft. Dass man es nicht immer anwenden kann, aber ich weiß auch, dass es helfen kann zu verstehen. Sein eigenes Verhalten und die Reaktionen des Umfeldes. Man muss nur aufpassen, dass man keinen Zusammenbruch bekommt, wenn man sich zu intensiv mit dem Thema beschäftigt. Bei mir kam dieser nach ein paar Tagen in denen ich viel darüber gelesen hatte...

Bei Fragen, Tipps oder einfach nur Redebedarf, scheut euch nicht mich anzuschreiben!

Liebe Grüße,
Cita
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