Selbsthilfe und Hilfe durch Schreiben
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Cita
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Was Borderline für mich bedeutet... Empty Was Borderline für mich bedeutet...

Do Mai 18, 2017 12:14 pm
Was Borderline für mich bedeutet...

Borderline bedeutet für mich ein Leben in Extremen. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Unberechenbare Stimmungsschwankungen. Wenn eben die Welt noch in Ordnung war, reicht ein winziges Wort, ein Bild, Geräusch, Geruch oder auch nur ein kleiner Gedanke um alles ins Kippen zu bringen und totale Verzweiflung auszulösen. Borderline zu haben heißt für mich, mich selber hilflos zu fühlen und von Stigmata und Vorurteilen begleitet zu werden.
Meine Welt ist unterteilt in schwarz und weiß und ich habe Schwierigkeiten Hilfe anzunehmen und mein inneres Chaos zu sortieren. Mir fehlt einfach eine innere Sicherheit und obwohl ich heute Freunde habe, fühle ich mich innerlich oft noch sehr einsam. Ich habe eine ständige Angst vorm verlassen werden und ziehe mich gleichzeitig von Menschen zurück. Meine Beziehungen sind geprägt von starker Nähe und Intensität und dann wieder von Distanz und Rückzug. Viele meiner Freundschaften zerbrachen an meiner Krankheit, weil die Menschen meine innere Zerrissenheit, das Hin und her, das Auf und Ab der Gefühle und die Angst um mich, wegen meiner Suizidversuche, nicht lange aushalten konnten. Manchmal habe ich Angstzustände. Völlig irrationale Ängste und vom Kopf her weiß ich, dass es keinen wirklichen Grund für diese Ängste gibt, aber das beeindruckt sie nicht im Geringsten.
In meinem Innern herrscht ständig Chaos und meistens ist da nur ein unendlicher Schmerz und ich kann gar nicht sagen, was genau es ist, es tut nur unglaublich weh und ich kann es nicht einmal in Worte fassen. Ich habe das Gefühl mein Herz zerreißt und mein Körper fällt auseinander. Dann wünsche ich mir jemanden, der mich festhält, damit ich nicht auseinander falle, wenn aber jemand versucht mich in den Arm zu nehmen, stoße ich ihn weg, weil ich die Nähe nicht ertragen kann. Und dann ist da nur noch ein Gefühl von innerer Leere. Mit einem Mal ist alles wie weggewischt. Keine Gedanken, keine Gefühle, keine Wünsche. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich noch am Leben bin.
Immer wieder kommt es zu Selbstverletzungen um die innere Leere zu unterbrechen oder um den inneren Schmerz zu beenden und für eine kurze Weile Ruhe zu empfinden. Manchmal verletzte ich mich aber auch aus Selbsthass, weil ich mich zerstören will oder zur Selbstbestrafung. Oft komme ich in innere Hochspannung und habe Probleme meine Emotionen zu regulieren. Auch um diese Zustände zu beenden, greife ich dann zur Rasierklinge. Ich bin fast durchgängig angespannt und unfähig mich zu entspannen.
Immer wieder holen mich die Depressionen ein und plötzlich erscheint mir mein gesamtes Leben als sinnlos. Es spielt doch überhaupt keine Rolle, was ich tue oder sage. Macht es überhaupt einen Unterschied, ob ich lebe oder nicht? Außer, dass ich nicht mehr leiden kann, wenn ich tot bin... Alles wird mir gleichgültig. Ich habe außerdem eine starke Tendenz zur Suizidalität und auch schon einige Suizidversuche unternommen.
Immer wieder kam ich in die Klinik und mein Leben war geprägt von Schuld und Scham. Ich schämte mich, dass ich mein Leben nicht auf die Reihe bekomme und es aber auch nicht schaffte zu sterben. Ich fühlte mich schuldig, wenn ich es wieder versucht hatte und alle meinetwegen Arbeit hatten. Auch in den Kliniken – oder vor allem dort - traf ich immer wieder auf Vorurteile. Ich fühlte mich unverstanden und nicht gesehen. Sie unterstellten mir, dass ich mit meinen Selbstverletzungen lediglich Aufmerksamkeit erregen wollte und verstanden nicht, dass ich es brauchte um zu überleben. Um irgendwie mit meiner Zerrissenheit klarzukommen und den unendlichen Schmerz aushalten zu können.
Ich habe ein geringes Selbstvertrauen und ein verzerrtes Selbstbild. Ich fühle mich immer wieder ungeliebt und wertlos. Durch ihre Abwertungen und Vorwürfe hielten die Ärzte mich zusätzlich in diesem destruktiven Kreislauf gefangen. Manchmal ist die Zerrissenheit so groß, dass es zu Spaltungen kommt und ich dissoziiere. Dann bin ich plötzlich wieder das kleine Mädchen von damals, das Missbrauch erlebt hat und sich ohnmächtig und hilflos ausgeliefert fühlt. Ich leistete keinen Widerstand und erduldete Wortlos ihre Demütigungen aus Angst mit jedem Wort alles nur noch zu verschlimmern und weil ich mir einredete ich hätte es gar nicht anders verdient.

Beim Schreiben dieses Textes fiel es mir extrem schwer die richtige Zeitform zu finden, da vieles vor allem in der Ausprägung glücklicherweise eher der Vergangenheit angehört, manches aber auch heute noch so ist oder zumindest hin und wieder noch auftritt, aber nicht mehr allgegenwärtig ist. Bei manchen Sachen war es mir daher wichtig es in Gegenwartsform zu formulieren, bei anderen wollte ich es jedoch nicht, da es heute ja nicht mehr so ist. Deshalb habe ich mich entschieden doch beide Formen in dem Text zu benutzen auch wenn das zu Verwirrungen führen könnte...
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